Irgendwie war das ja fast nicht anders zu erwarten: Als Johannes Thodam und seine Lebensgefährtin Inge heute Morgen um 9 Uhr in Nettetal-Hinsbeck in Richtung Santiago de Compostela aufgebrochen sind, hat es in Strömen geregnet. „Genau wie vor einem Jahr“, sagt Johannes und lacht. Genau wie vor einem Jahr? Nein, so vieles ist ganz anders als damals, bei der ersten Tour auf dem Jakobsweg. Angefangen bei der Begleitung. Am 1. Mai 2017 machten sich zwei alte Freunde auf den Weg: Johannes Thodam und Gerd Lemkens. Der zweite, wohl auch nicht ganz unerhebliche Unterschied: Damals stiegen die beiden auf ihre Oldtimer-Traktoren und tuckerten los. Johannes auf seinem Eicher EKL 15/II, Gerd auf dem Schlüter AS 22. Hier im Blog haben wir regelmäßig über das einzigartige Abenteuer der beiden Traktor-Pilger berichtet, und auch im Magazin Traktor Classic erschien eine große Reportage.
Damals: Zwei Männer, zwei Trecker
Fast 6000 Kilometer auf eigener Achse legten die beiden Abenteurer damals zurück, knapp zwei Monate waren sie dafür unterwegs. Seitdem ist kaum ein Tag vergangen, an dem Johannes nicht wenigstens einmal kurz an die aufregende Zeit zurückgedacht hat. Immer und immer wieder hat er bei Zusammentreffen mit anderen Treckerliebhabern Anekdoten erzählt, immer wieder fragten ihn andere Menschen, wie es dazu kam und wie er die Zeit empfunden hat. Eine hörte immer ganz genau zu: Lebensgefährtin Inge. „Ich habe den beiden Freunden das Abenteuer von Herzen gegönnt, und ich finde es toll was sie erzählen“, sagt sie. „Aber ich wollte es so gerne auch einfach mal richtig nachempfinden können.“
Auf ins Abenteuer! Dieses Mal mit einem Allrad-Fahrzeug und ein bisschen mehr Gepäck. Für Inge war die Reise das beste Weihnachtsgeschenk, das sie je von Johannes bekommen hat
Zu Weihnachten kam dann die riesige Überraschung: Johannes schenkte seiner Inge eine Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela. Genau auf der Strecke, die er damals auch mit Gerd gefahren ist, mit Besuchen bei vielen der Menschen, die die Freunde kennengelernt haben, und die sie ins Herz geschlossen haben. Allerdings dieses Mal mit etwas mehr Komfort: Der Eicher bleibt zu Hause, ein Mercedes GLK Allrad ersetzt ihn. „Das war in den 25 Jahren, die wir uns nun kennen, das beste Weihnachtsgeschenk überhaupt“, erzählt Johannes und schmunzelt.
Am Ostermontag brüteten Johannes und Gerd stundenlang über den Landkarten, um die optimale Route auszuarbeiten – und natürlich auch, um in Erinnerungen zu schwelgen. „Soweit es geht, werden wir nun die gleichen Nebenwege und Gebirgsstraßen nehmen, wie damals mit dem Trecker“, sagt Johannes. Sooft es geht, wollen Inge und er auch in Herbergen übernachten. Aber: „Wir wollen keinesfalls einem Fußpilger ein Bett wegnehmen und weichen dann eben auch mal auf Pensionen oder ähnliches aus“, betont Johannes. Im Voraus wird er auch dieses Mal keine Unterkunft buchen. „Wir fahren so, wie der Weg uns führt“, sagt der Traktor-Pilger. Manche Orte, die er vor einem Jahr kennengelernt hat, will er dieses Mal etwas gründlicher anschauen. Manche, spart er dann doch lieber aus. Wie diese Jugendherbergen (französisch Gîtes) in denen 40 Betten in einem Raum stehen und die Pilger, Männlein wie Weiblein, ihre Schuhe an den Bettpfosten aufhängen…
Dieses Mal reist mehr Komfort mit
Auch das Reisegepäck fällt dieses Mal etwas üppiger und komfortabler aus: Liegen und bequeme Sessel sind an Bord, dazu etwas Notfallverpflegung, etwas mehr Wechselkleidung als beim letzten Mal. „Wir freuen uns wahnsinnig darauf, endlich mal wieder richtig viel Zeit zu Zweit zu haben“, sagt Johannes. Pfingsten wollen die beiden zurück am Niederrhein sein. „Schließlich beginnt am 21. Mai die große Treckertour der Schlepperfreunde Hinsbeck-Nettetal, die dürfen wir nicht verpassen“, betont Johannes. Heute ist erstmal Trier das Ziel. Wir wünschen den beiden eine gute Fahrt und freuen uns über viele „Mitreisende“ hier im Blog.
Text: Birthe Rosenau; Fotos: Johannes Thodam und Heinz Koch
Und hier gibt es alle Folgen der Traktor-Pilger noch einmal zum Nachlesen.
Viel Spaß beim Durchklicken. Und wir freuen uns immer auch über Kommentare!
Teil 1: Mit dem Traktor auf dem Jakobsweg
Teil 2: Regen, Pilgerfrühstück und Eiseskälte
Teil 3: Waschstraße auf dem Jakobsweg
Teil 4: 1000 Kilometer sind geschafft
Teil 5: Sonnenbrand und Deichselbruch
Teil 6: Die Pyrenäen bezwungen
Teil 8: Ans Ende der Welt und zurück
Teil 9: Hühnchen mit Reis und große Hitze
Teil 10: Auf der Zielgeraden nach Hause
Traktor-Pilger sind wieder zu Hause
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